Egal wo man sitzt, der Blick geht immer direkt raus auf das Meer, in Richtung Rottumeroog. Sie haben keinen Platz mehr auf Terrasse oder gleich am Fenster bekommen? Macht nichts, gehen Sie ein paar Treppenstufen hoch, von hier aus haben Sie auch freie Sicht. Das Meer scheint zum Greifen nah. Weiter draußen fahren große Schiffe vorbei, Möwen tanzen über dem Wasser. Es regnet und stürmt? Dann erst recht. Besonders imposant zeigt sich das Meer bei weniger gutem Wetter. Auf dem großen Bildschirm sieht man Aufnahmen von der letzten Sturmflut, als das Wasser gegen die Scheiben der Terrasse klatschte. Derweil sitzt man drinnen im Warmen, die Einrichtung sommerlich-stylisch in Türkis und Orange gehalten, im Hintergrund läuft sanfte Lounge-Musik. "Oft sitzen die Leute hier stundenlang und starren hinaus auf das Meer", sagt die Hausherrin, Doreen Hildebrandt. Kein Wunder. Der "Strand 5" ist einfach der perfekte Ort zum "Chillen".
Gregor Sobek und seine Partnerin Doreen Hildebrandt eröffneten den Strand 5 im April 2014. Der Standort hat eine lange Tradition. Schon 1894 ist hier das Strandcafé Wilhelmslust, später die Wil-helmshöhe, dokumentiert. Doch dann stand das Lokal viele Jahre leer und verkam zu einer trostlosen Ruine. Dabei ist die Lage einmalig auf Borkum, findet der gebürtige Borkumer Sobek. Grinsend sagt er: „Man hätte hier auch ein Beduinenzelt aufbauen können, die Leute wären schon allein wegen dem tollen Meerblick gekommen“.
Das reicht dem Gastronomen-Paar aber nicht. Ihnen ist vor allem Qualität wichtig. Sobek und Hildebrandt sind schon seit 1996 ein eingeschworenes Team und haben zusammen bereits mehrere Lokale auf der Insel geleitet. Doreen ist zuständig für den Service, Technik und Personal, Gregor für die Logistik und Küche. Beide halten sich strikt an Gregors Motto: „Wir servieren den Gästen nur, was wir selbst auch essen und trinken würden.“
Doreen ist für die Auswahl der Getränke zuständig. Da setzt sie gerne auf Fair Trade und hochwertige Produkte. Den Tee bezieht der Strand 5 etwa von dem kleinen friesischen Label „Schlürf“. Der Kaffee ist von der Firma Costadoro Leuchtende Augen bekommt Doreen, wenn sie die Kaffeemaschine erklärt. Alle Mitarbeiter absolvieren einen Kurs bei der „Kaffee-Akademie“ Batista. Doreen besteht darauf, dass immer nur kleine Mengen Kaffeebohnen in der Mühle darauf warten, gemahlen zu werden. Gemahlen wird immer unmittelbar vor dem Aufsetzen. Die Durchlaufzeit wird immer neu justiert, etwa 27 Sekunden sind ideal. „Der fertige Kaffee sieht aus wie braunes Gold und hat ein feines Aroma von Trockenfrüchten und Schokolade“, schwärmt Doreen.
Auch in der Küche setzt Gregor auf Frische. Er steht selbst am Herd, um Risotto zu kochen, Wildgulasch oder Suppe mit gelber Paprika, Chili, Kokosnuss, Vanille und gegrillten Tiefseegarnelen. Es gibt eine feste Menükarte und zusätzlich Tagesangebote, je nachdem, was der holländische Händler gerade frisch anbieten kann. Dem erfahrenen Koch ist bewusst, dass er mehr Geld verdienen könnte, wenn er weniger aufwändig kochen würde. Die Gäste würden schon alleine wegen der Terrasse dennoch kommen. Aber das lässt sein Berufsethos nicht zu. „Ich würde mich schämen“, sagt er. Er geht gerne nach dem Essen zu den Gästen und fragt, wie es ihnen geschmeckt hat. Meist blickt er in entspannte, rundum zufriedene Gesichter. Gechillt eben.